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Offiziersprüfung in Bad Blankenburg 5. Januar 2010

Posted by sroeber in Uncategorized.
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Als entlassener Luftwaffenhelfer wurde ich zunächst ins thüringische Bad Blankenburg einberufen, wo ich am 16. Februar 1945 bei der Annahmestelle 5 für Offizierbewerber der Luftwaffe meinen „Annahmeschein“ machte.

Annahmeschein der Luftwaffe vom 16.02.1945

Annahmeschein der Luftwaffe vom 16.02.1945

Er bestätigte mir, „hiermit als Wehrmacht-Freiwilliger (vorgesehen zur Übernahme in die Berufsoffizierslaufbahn der Fliegertruppe) angenommen“ worden zu sein. Ich freute mich bei der Übergabe des Papiers, meinem Vater mitteilen zu können, daß ich als Zweitbester den Kurs absolviert hatte.

Ich wollte Offizier wwerden wie mein Vater

Ich wollte Offizier wwerden wie mein Vater

Die Prüfung selbst war nicht besonders schwierig. Der sportliche Teil beinhaltete beispielsweise das dreimalige Überklettern einer über zwei Meter hohen sogenannten Eskaladierwand (Hinderniswand). Jeder Prüfling mußte dazu mehrere Ziegelsteine in seinen Wehrmachtstornister packen. Wer den Trick nicht kannte, schaffte die Wand nicht. Ich hatte mich aber vorher schlau gemacht. „Du mußt“, sagte mir ein Kamerad, der das Examen schon hinter sich hatte, „nach schnellem Anlauf mit dem linken Bein etwa einen halben Meter hoch auf der Wand auftreffen, dann trägt dich der Schwung bis nach oben, und du kannst dich dann hinüberziehen“. Der Tip war prima, ich überwand das Hindernis wesentlich öfter als verlangt.

Ziemlich unangenehm war ein weiterer sportlicher Prüfungsteil: Boxen. Ich wurde im Ring einem langen Lulatsch  gegenübergestellt, der nach dem Anpfiff draufhaute, daß mir nahezu hören und sehen vergingen. Nach wenigen Sekunden lag ich bereits am Boden, rappelte mich jedoch, ob dieser Niederlage empört, sofort wieder auf. Nachdem ich ein zweites Mal die Matte geküßt und mich erneut aufgerichtet hatte pfiff der Lehrgangsoffizier ab. Etwas deprimiert fürchtete ich nunmehr, den Anforderungen bei diesem Prüfungsteil nicht entsprochen zu haben. Doch Irrtum: Man wollte keineswegs die Boxkünste des einzelnen Prüflings kennenlernen, sondern vielmehr sein Steh- und Durchhaltevermögen. Die Parole lautete: Landgraf werde hart! Weil ich mich bis zum Abpfiff immer wieder dem Gegner gestellt hatte bekam ich etliche Pluspunkte auf meiner Qualifikationskarte.

Einen weiteren Prüfungsteil habe ich noch genau vor Augen. Jeder Anwärter bekam ein Stichwort und mußte nach einer sehr kurzen Überlegungspause  zu seinem Thema einen mindestens fünf Minuten dauernden Vortrag halten. „Der deutsche Wald“ bereitete mir keine Probleme. Im Geiste stellte ich mir, wie auf der Oberschule im Fach „Deutsch“ gelernt, ein Stichwortgerüst zusammen, etwa so: Mythologie: Wald bei den Germanen, Dichtung: Lyrik von Eichendorff und anderen, wirtschaftliche Nutzung: Möbelbau und Feuerung, Wald als Erholungsgebiet. Ich hätte eine Stunde lang wie ein Dampfplauderer schwätzen können, so ergiebig war das Thema. Der Offizier winkte bald zufrieden ab. Bad Blankenburg stellte sich uns als Idylle dar. Hätten wir uns nicht auf den Offiziersberuf  und auf den weiteren Krieg vorbereitet, wäre uns das wundervolle Waldgebiet als eine Oase des Friedens erschienen.

Kommentare»

1. Freyja in Folkwang - 3. September 2010

Welch‘ wunderschöne Netzpräsenz – herzlichen Dank!!!

2. Karl-Heinz Friedrich - 14. Februar 2011

Hallo, Kollege,
wahrscheinlich gehörst du auch dem Jahrgang 1928 an. Deine realistische Beschreibung löst bei mir Erinnerungen aus. Ich selbst war einige Monate vor dir in BB, noch als LWoH und in Uniform, für die wir dort im befristeten Tausch dann aber eine solche für Jungmannen bekamen. Die Eskaladierwand habe ich ebenfalls mehrfach geschafft und anstatt eines Vortrags mussten wir eine ca. 40-wortige Meldung kurz auswendig lernen, dann weiter über die Wand und dann melden. Auch wir wurden aufgenommen, wurden aber zunächst an den Singer Berg zum Segelfluglager geschickt, das allerdings nach etwa einer Woche aus strategischen Gründen aufgelöst wurde. Danach kam ich zurück an meine 8,8 in Stuttgart-Vaihingen, wo ich Geschützführer war. Später folgte noch Gefangenschaft in Foucarville bei Cherbourg. Nach der Wende war ich einmal mit dem Wohnmobil in Bad Blankenburg.
Lass mal von dir hören!
Frdl. Gruß
KHF

Julia Dietrich - 15. Juli 2013

Hallo, mein Name ist Julia Dietrich, ich bin Schülerin der elften Klasse. Ich und zwei weitere Schülerinnen sind gerade dabei eine Seminarfacharbeit zum Thema „Schwarzeck“ zu schreiben.
In diesem Zusammenhang bin ich auf Ihren Beitrag gestoßen und wollte nun fragen, ob Sie uns noch weitere Informationen zum „Schwarzeck“ zur Zeit der Luftwaffenschule geben könnten.

Mit freundlichen Grüßen
Julia Dietrich

Manfred Röber - 23. Juli 2013

Hallo Julia, Deine eMail-Adresse kam als unbrauchbar zurück. Darum ganz kurz: Von Schwarzeck ist mir nichts bekannt, nicht einmal der Begriff als solcher. Kannst u mir auf die Sprünge helfen? Dann gern mehr, sofern vorhanden.
Grüße vn
Manfred (Freddie) Röber, inzwischen 85

Manfred Röber - 23. Juli 2013

Habe Deine Nachricht leider erst heute gelesen. Wir können gern mal eMail tauschen.
Bis dahin herzliche Kameradengrüße
Freddie

Julia Dietrich - 22. August 2013

Hallo,
das Gebäude in Bad Blankenburg in dem die Luftwaffenschule untergebracht war, war vor und nach dieser Zeit als „Schwarzeck“ bekannt.
Wir schreiben unsere Arbeit über alle Zeitabschnitte. Zur Luftwaffenschule haben wir bisher nur sehr wenig gefunden und deshalb dachte ich, Sie könnten mir dazu noch mehr Informationen geben.
Meine e-Mailaddresse: j.d-dietrich@web.de

3. Manfred Röber - 4. März 2011

Hallo, Kamerad aus einstigen Luftwaffenhelferzeiten!
Ich habe mich über Deine positive Äußerung zu meinen Jugenderinnerungen gefreut. Leider konnte ich nicht früher antworten, weil mein PC samt Internet im Eimer war und es eine Zeit dauerte bis der Bock wieder funktionierte. Wir haben vieles gemeinsam: Annahmestelle für Offiziersbewerber, LwOH, Geschützführer, Gefangenschaft etc.Lass uns mal, wenn Du Lust hast, eMails wechseln. Man könnte sich dann über die (miesen) Zeitläufte aussprechen.
Es grüßt Dich herzlich
Manfred Röber

Horst Melcher - 13. Dezember 2012

Bist Du „Pille“ Röber und kommst Du aus Finow? Dann lagen wir sogar auf einem Zimmer. Horst Melcher

4. Manfred Röber - 23. Juli 2013

Ich bin nicht Pille, sondern (war) Freddie. Leider also nichts mit Finow. Trotzedem liebe Grüße, Kamerad, von
Freddie


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